Wenn man an AR denkt, kommt vielen als aller erstes das Snapchat Hundegesicht oder ein lustiger Filter auf Instagram in den Sinn. Doch AR ist viel mehr als nur eine lustige Spielerei, um Fotos aufzupimpen. Man nehme zum Beispiel die Retail Branche: Das digitale Anzeigen von Produkten ist nicht nur super spannend für die Anwender:innen, sondern bietet einen großen Mehrwert für die Unternehmen: Virtuelle Try-outs bedeuten weniger Rücksendungen, weniger Ressourcenverschwendung und höhere Effizienz. Und auch das Interesse der Kund:innen ist vorhanden: So sind 84% der Konsument:innen daran interessiert, ein Produkt vor dem Kauf mithilfe von Augmented Reality zu erkunden – das besagt eine Ispos Studie von Snap Inc. Was hält uns also davon ab, AR auch wirklich in den Alltag zu integrieren? Dieselbe Studie deckt auf, dass 90% der Firmen AR in erster Linie für einen netten Zusatz halten, der lediglich der Belustigung dient. Bei den Konsument:innen sieht das Ganze jedoch anders aus: Nur 57% teilen diese Meinung. Der Rest der Befragten hält weitaus mehr von Augmented Reality im Alltag
Die Uneinigkeit von Firmen und Anwender:innen ist dabei keine Ausnahme: Auch innerhalb der Branchen ist das Interessensverhältnis sehr ungleich verteilt. Folgende Faken stammen alle aus der bereits genannten Ispos Studie von Snap Inc. aus dem Jahr 2022. In den Bereichen Bildung und Navigation haben über 80% der Konsument:innen ihr Interesse an AR bekundet. Bei der Befragung der Unternehmen hingegen haben lediglich etwas mehr als 1/4 der Befragten angegeben, AR Anwendungen auch tatsächlich umsetzen zu wollen. Mehr zum Thema AR Naviagtion gibt’s hier.
Ähnlich sieht es in den Bereichen Entertainment, Konzerte und Events aus. Hier ist das Interesse bei ca. Dreiviertel der Konsumenten vorhanden, wohingegen nur etwa 40% der Firmen ein Interesse an der Umsetzung dieser Nachfrage haben. Dabei bietet AR vor allem für die Unterhaltungsbranche unzählige neue Chancen: Veranstaltungen können virtuell erweitert werden und auch Zuschauer:innen zuhause einbinden, als wären sie vor Ort. So hat das weltbekannte Musikfestival Coachella dieses Jahr zum Beispiel den Auftritt der Band „Flume“ mit AR Komponenten ausgeschmückt, welche einzig für die Tausenden von Live-Streamer:innen vor den Monitoren sichtbar waren. Während die Fans in Kalifornien ein ganz normales Konzert erlebten, wurde der Auftritt zuhause zu einem digitalen Spektakel:
Das Potenzial ist also da, es muss nur erkannt werden. Wo also liegt das Interesse der Unternehmen? Am ehesten interessieren sich Marken für das Scannen von Produktinformationen, welches bei 60% liegt. Doch auch hier überragt die positive Stimmung der Konsument:innen die der Firmen: So sind im Gegensatz zu den Firmen 82% der Befragten davon überzeugt. Der Mehrwert auch ist nicht zu übersehen: Mit nur einem Klick werden Produkte mit virtuellen Gadgets ausgeschmückt, die nicht nur Spaß machen, sondern auch informieren. Wo kommt das Produkt her? Wie wurde es hergestellt? Welche Allergene enthält es? AR bietet all das auf einen Blick – ohne langes Suchen.
Ähnlich starke Vorteile bringt AR beim Thema Reisen und die Welt entdecken mit sich. Hier wollen jedoch nur 30% der brancheneigenen Firmen etwas von der smarten Technologie hören. Dabei ist das Interesse der Kund:innen mit 80% sehr groß. Denn was gäbe es Spannenderes als vor der Freiheitsstatue zu stehen und ihr dabei zuzusehen, wie sie als AR Avatar zum Leben erwacht und selbst von ihrer Reise in die USA erzählt, als bloß faul rumzustehen? Interaktive Reiserouten sind hier das Stichwort. Mehr zum Thema reisen mit AR gibt es hier.
Ähnlich groß ist der Abstand, wenn es um Instruktionen mithilfe von AR geht. Hier sind 75% der Kund:innen und nur 27% der Firmen interessiert. Dabei sind AR Instructions und Trainings gerade für Firmen und die Industrie höchstrelevant. Mit dem Einsatz von AR werden Anleitungen Step-by-Step für die User:innen eingeblendet und der nächste Schritt im Produktionsprozess ganz einfach visualisiert. Das ist nicht nur eine große Hilfe beim Anlernen neuer Mitarbeiter:innen oder Onboardings, sondern auch für bestehende Mitarbeiter:innen eine fehlerpräventive Unterstützung. Der große Paketdienstleister DHL verwendet beispielsweise AR Glasses, um den Arbeitsprozess so einfach wie möglich zu gestalten. Beim Tragen der Wearables wird den Mitarbeiter:innen der genaue Ablauf direkt auf das Sichtfeld projiziert, während beide Hände frei bleiben.
Mit oder ohne Wearable – Der Einsatz von Augmented Reality ist vor allem eines: effizient. So sind auch Anleitungen für die Kund:innen zuhause durchaus ein Thema: Wer stand noch nicht vor einem IKEA Regal und hat sich gewünscht, es würde sich von allein aufbauen? Mit dem Einsatz von einer AR App ersparen sich User:innen beispielsweise das ewige Blättern in der Anleitung, den vielen ungeklärten Fragen im Prozess oder die nie endende Suche nach der richtigen Schraube. Augmented Reality kann dank smarter Objekterkennung jeden einzelnen Schritt visualisieren und anzeigen, welches Element, wo verknüpft werden muss. Auch erkennt die Technologie, welche Schraube die Anwender:innen in der Hand halten und kann mittels multimedialer Zusätze, wie Videos oder Bilder, noch genauere Details über das genaue Vorgehen geben – und zack, ist das Regal mit nur wenigen Schritten aufgebaut. Fast wie von allein 😉
Gerade im Bereich Shopping ist AR für Konsument:innen mittlerweile ein wichtiger Bestandteil geworden. Laut der oben genannten Ispos Studie von Snap Inc. geben 74% der Nutzer:innen an, dass AR ihnen das Shoppingerlebnis erleichtert. AR erleichtert nicht nur das Shoppingerlebnis. Shopping ist für viele Konsument:innen auch einer der Hauptgründe für die Nutzung von AR. Also woran liegts? Wie oben beschrieben, ist einer der größten Vorbehalte gegenüber AR die Ansicht, dass es nur als Spielerei gesehen wird. Dass Augmented Reality viel mehr ist, zeigt das hohe Kund:inneninteresse. Viele Unternehmen besitzen noch nicht das nötige Know-how zu Augmented Reality, weswegen sie sich nicht trauen es zu nutzen. Die Hemmschwelle liegt hier vor allem bei den Sicherheitsbedenken und der Ansicht, dass die Technik noch nicht ausgereift ist. Es gilt also zu informieren und aufzuklären, damit dies keine Hürde mehr für Unternehmen darstellt. Ein weiterer Punkt ist das Budget. Augmented Reality ist ein Kostenpunkt, der nicht gerade klein ist. Das ist für kleinere Unternehmen, welche kein hohes Marketingbudget haben eine Herausforderung. Oft reichen aber schon einfache AR-Features um das Produkt aufzuwerten und man muss nicht tief in die Tasche greifen.
Die meisten Unternehmen haben bereits erkannt, dass AR die Bekanntheit fördert und dabei hilft, Kund:innen an sich zu binden. Vier von fünf Marken, welche AR im Shoppingbereich nutzen geben an, dass sie dadurch ihren Umsatz steigern konnten und neue Kunden für sich gewonnen haben. Woran das liegt? Mit AR hebt man sich von der Konkurrenz ab und fördert das Markenbewusstsein der Konsument:innen. Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Interesse der Konsument:innen in Sachen AR Lösungen mehr als da ist, die Unternehmen jedoch noch einen kleinen Schubs brauchen, um den Wünschen der Kund:innen gerecht zu werden.